Vertrauen – diesen Wert verzockt die Finanzbranche

GPRA Vertrauensindex offenbart Glaubwürdigkeitsproblem der Kunden bei Banken, Versicherungen und Finanzberater in Deutschland.

Berlin, den 20.12.2018 – Geld stinkt doch: Cum-Ex, die Bitcoin-Blase, HSBC und das P&R-Container-Schneeballsystem haben Spuren bei den Kunden hinterlassen. Als Folge der vielen Skandale, wie Geldwäsche, Steuerbetrug, Zins- und Währungsmanipulation oder Millionen-Boni, und der schlechten Performance Deutscher Bankhäuser – wie etwa das Ausscheiden der Deutsche Bank-Aktie aus dem EuroStoxx50 – misstrauen die Kunden der Finanzbranche weiterhin besonders stark, das zeigt der aktuelle GPRA Vertrauensindex.

Finanzen sind Vertrauenssache, doch wenn es danach geht, haben Banken, Versicherungen und Finanzberater in Deutschland ein großes Problem. Gerade einmal noch 24,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vertrauen ihnen. Weit schlimmer noch, die Zahlen bleiben anhaltend niedrig.

Auch wenn sich die Werte im Vergleich zum April des Jahres leicht verbessert haben, ist die Vertrauenserwartung gegenüber einer der wichtigsten Branchen des Wirtschaftssystems weiterhin auf niedrigstem Niveau. Anfang 2018 erreichte die Finanzbranche nur 22,5 Prozent und war damit das Schlusslicht im GPRA Vertrauensindex. Ein Jahr zuvor im April 2017 waren es immerhin noch 25 Prozent.

Gerade, wenn es um „Ehrlichkeit“ und „Gesellschaftliche Verantwortung“ geht, sind die Werte der Finanzbranche auch im November 2018 mit 20,1 Prozent und 21,5 Prozent weiter äußerst gering. Beim Thema „Kompetenz und Qualität“ (24,8%) sank das Vertrauen bei den Verbrauchern sogar noch einmal um 0,2 Prozentpunkte.

Am meisten trauen die Befragten den Finanzberatern noch beim „Umgang mit Mitarbeitern“, hier erreicht die Branche immerhin 30,2 Prozent und damit 3 Prozentpunkte mehr als im April 2018. Die gleiche Steigerung erreichten sie beim „Umgang mit Kunden“ auch hier legten sie um 3 Prozentpunkte zu und erreichten 27,5 Prozent. Dennoch bildet sie mit diesen Werten schon im April 2018 jeweils das Schlusslicht in den Kategorien. Die Verfestigung des schlechten Images gibt Anlass zur Sorge – gerade, weil andere Branchen mit großen Skandalen aktuell die Medien beherrschen, wie etwa die Automobilindustrie.

„Dass heute eine Bank an der Seite der Kunden ist, glaubt längst keiner mehr, dann schon eher, dass unterm Strich das Ich zählt – und zwar das der Banker. Persönliche Beratung ist meist nur noch ein bloßer Algorithmus, die Verbraucher sehen den eklatanten Widerspruch zwischen den schönen Werbeversprechen und dem tatsächlichen Verhalten der Finanzdienstleister sehr deutlich. Damit verzockt die Finanzbranche nachhaltig das Vertrauen der Kunden“, sagt Thorsten Hebes, als Mitglied des Präsidiums der GPRA verantwortlich für den Vertrauensindex.

Flotte Sprüche und lässige Claims sind für Hebes wie das Pfeifen im Wald. „Wer Angst vor einem echten und kritischen Dialog hat, muss sich nicht wundern, wenn das Vertrauen ins Bodenlose fällt.“ Der Austausch von Vorstandsmitgliedern und leitenden Managern reiche bei weitem nicht aus. Das allein bleibe ohne Wirkung auf die Verbraucher, wenn die Branche an sich undurchschaubar und vollkommen intransparent einfach weitermacht.

Langfristige Stabilität bei Referenzbranchen
Zum Vergleich: Angeführt wird das Ranking (April und November 2018) von der Gastgewerbe- und Touristikbranche mit 47,3 Prozent Gesamtvertrauen, der Elektroindustrie mit 44,9 Prozent und dem Lebensmitteleinzelhandel mit 40,2 Prozent.

Auffällig ist, dass die Top-Drei-Branchen relativ stabile Werte im Vergleich zu früheren Befragungen aufweisen und sich langfristig sogar verbessern konnten. Die Gastgewerbe- und Touristikbranche legte 0,9 Indexpunkte seit Juni 2015 zu, die Elektroindustrie 0,7 Indexpunkte (seit Juni 2015) und der Lebensmitteleinzelhandel sogar 2,6 Indexpunkte (seit Juni 2015).

Erhoben wurden diese Daten von der Gesellschaft Public Relations Agenturen e. V. (GPRA), dem Wirtschaftsverband der Public-Relations- und Kommunikationsberatungsunternehmen Deutschlands. Zweimal jährlich befragt sie dafür die Bevölkerung Deutschlands zu ihrem Vertrauen in leistungsstarke Branchen.

Über den GPRA Vertrauensindex
Der GPRA Vertrauensindex gibt regelmäßig einen repräsentativen Status Quo der Vertrauensentwicklung in der deutschen Bevölkerung. Auf Basis der Differenzierung nach Vertrauensdimensionen gibt er einen Überblick des Vertrauens der deutschen Bevölkerung in Unternehmen aus leistungsstarken Branchen der deutschen Wirtschaft. Die Erhebung vom November 2018 erfolgte über die Befragung von 1.003 Personen ab 16 Jahren im Zeitraum der 44. Kalenderwoche 2018. Das Meinungsforschungs- und Beratungsinstitut MENTE>FACTUM von Klaus-Peter Schöppner hat die Befragung durchgeführt.

Pressekontakt
GPRA e.V.
Meike Kühnel
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Tel. 030 5858 134 50
m.kuehnel@gpra.de

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