Weber Shandwick-CEO Christiane Schulz plädiert für Traineeship: Mehrwert nur durch Erfahrung

Für die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele der Verbandsarbeit. Mehrfach hat der Verband betont, dass Agenturen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und künftig stärker im Sinne eines Employer Brandings am Markt agieren wollen. Eine konkrete Maßnahme setzt die GPRA in 2016 in Kooperation mit dem „PR-Journal“ um. Monatlich stellt sich ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden, die sich in den Initiativen in Hannover (PRSH), Leipzig (LPRS), Mainz (kommoguntia) und Münster (campus relations) engagieren. Die haben damit die Gelegenheit, alle Fragen über das Agenturgeschäft zu stellen, die sie für relevant halten. In der fünften Folge stellte sich Christiane Schulz, CEO von Weber Shandwick, den Fragen von Inga-Marit Nölle und Wulf Schiemann, beide kommoguntia e.V.

kommoguntia: Sie sind CEO von Weber Shandwick, was zeichnet für Sie in dieser Position eine gute Kampagne aus?
Christiane Schulz: Eine gute Kampagne ist die, die das Problem des Kunden ernst nimmt und dafür eine geeignete Lösung bietet. Häufig sind jedoch Kampagnen, die aus kommunikationstheoretischer Sichtweise gut sind, nicht die, die der Kunde auswählt. Das habe ich im Rahmen von Pitches schon vielfach erlebt. Der Kunde wählt aus, was für ihn eine gute Kampagne ist, die er auch intern – also ins Unternehmen rein – als umsetzbar wahrnimmt. Aus meiner Sicht muss eine gute Kampagne jedoch einen echten Beitrag zur Problemlösung darstellen.

kommoguntia: Können Sie eine Kampagne benennen, die Ihnen persönlich besonders gefallen hat?
Schulz: Jetzt einen Favoriten zu nennen ist schwierig, aber die Kampagne gegen Rechts war sehr clever gemacht – diese Kampagne hat effektiv etwas bewirkt, nämlich Spendengelder akquiriert. Es gibt jedoch auch Kampagnen, die auf eine andere Weise emotional sehr berührend sind. Ich habe von einem Fall in Italien gehört, bei dem eine Fabrik komplett niedergebrannt ist. Das Unternehmen hat als Bekenntnis zu der Region, in der es sowieso nur wenige Arbeitsplätze gibt, aus der Asche neue Ziegel gemacht, sie an die Mitarbeiter verschenkt und sich dazu verpflichtet , dort wieder eine Fabrik zu bauen. Das ist schon ein starkes Commitment und zeigt, dass Kommunikation sehr vielschichtig sein kann. Das hat mir gut gefallen.

kommoguntia: Denken wir einmal an Ihre Mitarbeiter – die Mitarbeiter von morgen: Warum sollten Studenten bei einer PR-Agentur anheuern und nicht den Weg zu Unternehmen oder Start-Ups wählen?
Schulz: Das kommt ganz auf die Person an. Ich glaube nicht, dass sich jeder Student in einer Agentur wohlfühlt. Was mir persönlich bei der Arbeit in einer Agentur gefällt, ist der Facettenreichtum – man kann seine eigenen Interessen und Fähigkeiten sehr gut weiterverfolgen und bekommt wirklich umfassende Einblicke. Deshalb hatte ich nie das Gefühl nur in einem Unternehmen zu arbeiten. Agenturen sind schnelllebig. Was mich motiviert, ist meine persönliche Weiterentwicklung, und die kann ich in einer Agentur sehr gut umsetzen. Von der Krise bis zur klassischen Werbung kann man doch fast alles machen.

kommoguntia: Und welche Einstiegsform halten Sie für geeignet – Trainee oder Junior-Berater?
Schulz: Eindeutig Trainee. Ich weiß, dass es da große Diskussionen gibt, aber das Traineeship ist eine Ausbildung, in der man die Studenten für die Interaktion mit dem Kunden fit macht. Erfahrung bekomme ich nicht von heute auf morgen. Das kostet einfach Zeit.

kommoguntia: Nach abgeschlossenem Masterstudium hat man in der Regel mindestens fünf Jahre studiert. Finden Sie es fair, dass Trainees nach Mindeststandards derzeit nur knapp über dem Mindestlohn verdienen sollen?
Schulz: Ja, ich glaube man muss verstehen, dass man sich nach dem Studium weitere Qualifikationen aneignen muss. Jeder Mitarbeiter soll dem Kunden einen Mehrwert bieten. Wenn Sie direkt von der Uni kommen, dann können Sie keinen Mehrwert bieten, weil Sie noch keine Erfahrung haben. Ich brauche Experten mit Know-how – wie soll ich dann im Vergleich einen promovierten Mitarbeiter bezahlen? Das ist aber eine andere Diskussion. Fakt ist: Man steigt niedrig ein, aber wenn man gut ist, dann hat man schnell gute Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Geld, wissen wir, ist nur das eine – geschenkt wird einem nichts. Agenturen haben andere Vorzüge: Wir haben mehr Freiheiten, selbstbestimmte Arbeit, tolle Austauschprogramme, die Sie in die ganze Welt bringen können.

kommoguntia: Wie sieht die Zukunft der PR-Branche Ihrer Meinung nach aus, insbesondere wenn man an Digitalisierung denkt?
Schulz: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, es gibt da zwei Entwicklungsrichtungen. Einige Agenturen arbeiten sehr viel integrierter als andere. Unsere Kernkompetenz ist ‚Earned Media‘ – Public Relations, Beziehungsmanagement und Influencer Relations. Aber ganz klar: Digital first! Kommunikation muss ganzheitlich gedacht werden, egal in welchem Bereich. Ich weiß, dass das nicht alle PR-Agenturen im deutschen Markt so sehen.

kommoguntia: Was geben Sie PR-Studenten mit auf den Weg?
Schulz: Macht Praktika! Man kann nur gut sein, wenn einem die Arbeit Spaß macht und wenn man weiß, was einen reizt. Das kann man nur, wenn man verschiedene Bereiche austestet. Ich bin Diplomökonomin und zu dem Job gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Die Arbeitswelt ist heute einem schnellen Wandel unterlegen. Die Karrierewege verlaufen nicht mehr linear – man ist eher wie Tarzan, der sich von Liane zu Liane schwingt.

kommoguntia: Können Sie das in 140 Zeichen zusammenfassen?
Schulz: Bei allem was du tust, folge dem Weg deines Herzens. #Tipp (58/140)

Das Interview erschien im PR-Journal:

http://www.pr-journal.de/sponsered-content/gpra-im-dialog/17453-weber-shandwick-ceo-christiane-schulz-plaediert-fuer-traineeship-mehrwert-nur-durch-erfahrung.html

 

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